Informationen für Patienten
"Nur wenn der richtige Patient die richtige Behandlung erfährt,
kann die medizinische Versorgung erfolgreich sein.
Voraussetzung hierfür ist, dass jeder Patient zu jedem Zeitpunkt der Versorgung sicher identifiziert werden kann." [1]
In der Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen ist die Testung von Körperflüssigkeiten auf Konsum von Missbrauchssubstanzen ein anerkanntes Werkzeug für die Beurteilung des Therapieverlaufs. Hierbei steht das Therapieziel der Erreichung und Erhaltung von Abstinenz[2] im Vordergrund. Es wird anerkannt, dass der Rückfall zum chronischen Krankheitsgeschehen abhängigkeitskranker Menschen gehört [ebd]. Das Spannungsfeld zwischen Abstinenzforderung und Rückfallannahme bedingt die Notwendigkeit, Proben hinsichtlich Originalität und Qualität zu untersuchen, um Manipulation des Probenmaterials bzw. die Einbringung von Fremdproben zu erkennen. Dies trifft besonders auf die häufig eingesetzte Matrix Urin zu, die sich trotz ihres hohen analytischen Wertes als manipulationsanfällig präsentiert und besondere Sorgfalt hinsichtlich der Zuordnung von Probengeber und Probe erfordert.
Neben der Sichtkontrolle hat sich das Verfahren der Urinmarkierung mittels inerter Polyethylenglykole (PEG) als Maßnahme zur eindeutigen Identifizierung des Probengebers etabliert[3]. Die Zuverlässigkeit der Methode ist wissenschaftlich belegt[4]. Allerdings erfordert auch das Verfahren der Urinmarkierung die Präsenz der Patientinnen und Patienten in der verabreichenden Einrichtung, da die Urinmarkierungssubstanz zu Identifizierungszwecken unter Aufsicht eingenommen wird.
Die in den Vereinbarungen im Suchtbereich[5] aufgeführten Anforderungen an die Patient:innen hinsichtlich Krankheitseinsicht, Therapiewilligkeit und Motivation zur Befolgung des Therapieplans und zur Erreichung der Therapieziele werden auch unter dem Begriff Adhärenz zusammengefasst. [6] In diesem Sinne demonstrieren die Patient:innen durch die Durchführung einer zu einem späteren Zeitpunkt verifizierbaren, eigenverantwortlichen Urinmarkierung Therapiewilligkeit und Motivation (Adhärenznachweis).
Urinmarkierungssubstanzen werden in Anlehnung an die Richtlinie 2011/62/EU und den Vorgaben der deutschen Organisation für die Echtheitsprüfung von Arzneimitteln securPharm herstellerseitig individuell identifiziert und mit dezidierten Sicherheitsmerkmalen versehen. Diese Informationen werden in einer Blockchain hinterlegt und dienen der Applikation Ruma Digital-System (Pro) zur Verifizierung der Zuordung von Patient:innen und Urinmarkierungssubstanz. Es ist nicht möglich, ein nicht hinterlegtes Produkt oder eine bereits als verwendet gekennzeichnete Urinmarkierungssubstanz anzuwenden. Geeignet sind alle Urinmarkierungssubstanzen, deren individuelle Sicherheitsmerkmale von Ruma Digital-System (Pro) verarbeitet werden können.
[1] Handlungsempfehlung - Sichere Patientenidentifikation in der ambulanten ärztlichen Versorgung, Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), Stand 18.07.2013
[2] Vereinbarungen im Suchtbereich, Gemeinsames Rahmenkonzept der deutschen Rentenversicherung und der Gesetzlichen Krankenversicherung, 2. Auflage 8/2013
[3] Leitfaden für Ärzte zur substitutionsgestützen Behandlung Opiatabhängiger, Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (BAS), 4. vollständig überarbeitete Auflage, 19.12.2018
[4] Baum K, Schüler-Springorum M, Huppertz B; Process Reliability and Psychological Stress in Urine Sample Collection for Drug Testing: A Pilot Study; J Appl Life Sci Int. 2018; 19(1): 1-12
[5] Vereinbarungen im Suchtbereich, Kriterien der Spitzenverbände der Krankenkassen und Rentenversicherungsträger für die Entscheidung zwischen ambulanter und stationärer Rehabilitation (Entwöhnung) bei Abhängigkeitserkrankungen, 2. Auflage 8/2013
[6] Haynes RB, McDonald HP, Garg AX. Helping patients follow prescribed treatment: clinical applications. Jama. 2002 Dec 11;288(22):2880-3.